Fliegen mit Kleinkind
Was sagt das da unten überhaupt aus...?
Der grundlegende Gedanke beim Urlaub mit Kleinkind ist ja die Erholung aller Beteiligten. Dazu gehört dann auch, dass
man sich und die Familie jederzeit ungestresst und sicher wähnt. Noch dazu soll alles möglichst reibungslos und
unproblematisch laufen, vor allem dann, wenn es eine Flugreise ist, bei der man sowieso schon verschäfte Logistik
zu bewältigen hat. Für die Flugreise mit Mietwagen am Zielort könnte man sich ja denken, 'Hey, da nehm ich doch den
Kindersitz erst mit in den Flieger und dann hinterher ins Auto'. Da schlägt man ja drei Fliegen mit einer Klappe.
Das Kind ist im Flugzeug gesichert, fühlt sich im bekannten Sitz wohl und man spart den Mietsitz am Zielort.
Erste Recherche nach dieser einleitenden Überlegung zeigt folgende
gute Zusammenfassung. Falls ihr den Link jetzt nicht klicken wollt,
hier die kurze Zusammenfassung: Die meisten deutschen Airlines erlauben TÜV-Kinderautositze auch in
Flugzeugen. - Klingt ja erst mal gut...wenn da nicht der blöde kleine TÜV-Zusatz 'for use in aircraft' wäre.
Der macht in der Realität mehr Probleme als er löst.
Ehrlich gesagt ist es ein schlechter Witz. So sieht's aus: Die Kleinkinder dürfen bei eigener Sitzplatznutzung immerhin etwa 2/3 des
Erwachsenenpreises blechen, was ja prinzipiell noch okay ist. Aber die Fluggesellschaften verzichten darauf, selbst adäquate und
sichere Sitze zur Verfügung zu stellen. Der nächste Hammer ist, dass die speziellen TÜV-zugelassenen Kindersitze sich in Deutschland
in absolut überschaubarem Rahmen halten. Lediglich dem TÜV wird wie schon erwähnt offenbar als maßgebliche Organisation vertraut,
warum dann auch weitestgehend nur
diese paar Sitze für die Benutzung in Flugzeugen (TÜV Siegel 'for use in aircraft')
freigegeben sind. Um das mal auf unsere Greta (18 Monate, 10,5 kg und einpaarundachtzig Zentimeter groß) anzuwenden:
Römer Baby Safe und Baby Safe Plus sind reine Babysitze und werden sogar noch hergestellt, ebenso wie der MaxiCosi Citi SPS. Die
kommen allerdings wegen der Größe nicht in Frage. MaxiCosi Citi und Mico gibt es ebensowenig mehr zu kaufen wie den Römer King
quickfix, der Storchenmühle Maximum zum Schluss ist eher ein Babysitz als ein Kleinkindsitz und damit für Greta eher ungeeignet,
würde aber als einziger noch annähernd in Frage kommen. Alternativ könnte man noch versuchen, einen gebrauchten Römer King quickfix
über ebay zu erstehen und muss dann aber noch ein Zusatzpaket dazu kaufen, um diesen endgültig flugtauglich zu machen. Bescheuerter
geht es ja kaum. Und da geht Ökotest hin und vergibt tollste Noten für den Familienservice der Airlines... An die Sicherheit haben
die Experten da wohl keinen besonderen Gedanken verschwendet. Hauptsache der Malblock ist chlorfrei gebleicht, wenn das Kind beim
Luftloch aus den Armen der Mutter gerissen wird oder sich selbst rausreißt und durch die Kabine fliegt (na ja - es wollte ja eh
fliegen).
Das Konzept der Airlines ist dann (wenn man den uralt-Sitz nicht aufgetrieben oder den falschen mit hat) ernsthaft, dass bei leuchtendem
Anschnallzeichen das Kind vom eigenen Sitz runter auf den Schoß eines Elternteils muss, um dort erst mal ganz ruhig zu sitzen (genau...)
und einerseits von der Armkraft des Elternteils abhängig zu sein und andererseits lebendigen Airbag zu spielen. Jeder Pups muss bei Start,
Landung und Turbulenz gesichert, angeschnallt, verstaut, angebunden und was weiß ich noch sein - bis auf Kleinkinder...
Wie so oft, wenn es um Kinder geht, machen es einem die Amerikaner vor. Ähnlich wie hierzulande der TÜV, vergibt die
FAA
(The Department of Transportation's Federal Aviation Administration - wohl so etwas wie das Luftfahrtbundesamt)
ein Prüfsiegel für Kindersitze. Allerdings ist die Liste der Sitze dort weit länger:
Klick! Die empfehlen
dringend allen Eltern, ihre Kinder im Flugzeug bis zu einem Gewicht von umgerechnet etwa 18-20 kg (wäre auch in DE eine übliche Grenze)
in einem Kindersitz zu transportieren. Man macht das nur deswegen nicht zum Gesetz, weil man erwartet, dass dann mehr Familien aufgrund
der generellen verpflichtenden Mehrkosten für den Extra-Sitz im Flugzeug lieber günstiger mit dem Auto reisen würden. Das wiederum ist
dann die statistisch gefährlichere Wahl gegenüber des Flugzeuges. Also - lieber ohne Extra-Kindersitz im Flieger als im Kindersitz im
Auto in die Ferien - nachvollziehbar, wie ich finde. Amerikanische Fluglinien lassen jeden FAA-approved Sitz an Bord zu und sind sogar,
wenn ich das auf der FAA-Seite richtig gelesen habe, dazu verpflichtet, dem reisenden Kind einen Gurtzusatz zu stellen, der den Beckengurt
zum quasi-Fünfpunktgurt macht.
BritaxRömer hat, obwohl eine gemeinsame Firma, z.B. zwei Produktlinien.
Römer macht offenbar nichts mehr in Richtung Flugtauglichkeit seiner Produkte außer bei
den beiden Baby Safes. Bei Britax USA direkt
hat fast jeder Sitz die Tauglichkeit für Flugzeuge verbrieft. So stelle ich mir das persönlich vor. Wer genau schläft da hierzulande
eigentlich?
Auf die gesamte obige Fragestellung hin, habe ich den ADAC mal angeschrieben. Bin jetzt gespannt, ob die das Thema interessiert...
Nun denn - hat man obige Probleme irgendwie in den Griff bekommen, sollte man sich auf erfahrene Eltern und deren Erkenntnisse verlassen.
Dazu gefunden im Web:
"Ich bin schon viel mit unseren beiden geflogen: Keine Chance, Ihr dürft nicht im Gang rumlaufen, da wird sehr
drauf geachtet! Mit einem Kleinkind darf man nur zum Wickeln aufstehen! (Kommentar von mir: Hartnäckig bleiben hilft)
Der Renner bei uns ist und war ne Zaubertafel. Die gibt es auch in Reisegröße.
Außerdem noch wichtig:
- Eine Trinkflasche oder Nuckelflasche zum starten und landen (Nasentropfen braucht man bloß bei dicker Erkältung)
- Reiswaffeln, Möhrenstiks, Käsehäppchen - alles wo man sich lange dran aufhalten kann.
- Reichlich Ersatzwindeln (Aufregung macht manchmal Durchfall)
- Reichlich Ersatzklamotten
- Das Lieblingskuscheltier (Ziehe ich immer als Joker aus der Tasche wenn gar nichts mehr geht)
- Eine Tüte Gummibärchen oder irgendwas was es sonst ganz bestimmt nicht gibt. Wenn auch das Lieblingskuscheltier nicht mehr hilft.
- Ein paar Bilder- oder Pixbücher die Du auch gerne magst. Du wirst sie vermutlich 50 mal vorlesen müssen...
- Für die Zwischenlandung brauchst Du nix einplanen. Dein Zwerg ist vermutlich froh mal rumrennen zu können.
Alle Spielzeuge die richtig laut Geräsche von sich geben (keine normale Rassel, sondern der Elektronikkram) finde ich nicht so toll.
Die Umsitzenden haben auch ein Recht auf einigermaßen Ruhe. Die haben schließlich auch bezahlt."
Zitat Ende. Dem ist wenig hinzuzufügen. Ich versuche derweil weiter herauszufinden, ob der vor Längerem gebraucht erstandene Römer-Sitz
nicht zufällig der 'quickfix' ist...
Georg am 05.10.2007